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Erstes Alterstraumazentrum Nordsachsen nimmt Fahrt auf

Krankenhäuser in Torgau und Bad Düben verzahnen ihre Behandlung für Unfallpatienten ab 70 Jahren, um Genesung und Lebensqualität deutlich zu verbessern

Torgau/Bad Düben. Um die Behandlungsqualität für erkrankte Menschen ab einem Alter von 70 Jahren zu steigern, vertiefen das Kreiskrankenhaus „Johann Kentmann“ in Torgau und das Mediclin Waldkrankenhaus Bad Düben ihre seit 2019 andauernde Zusammenarbeit. Ziel ist die Etablierung einer neuen, trägerübergreifenden Struktur für ältere Unfallpatientinnen und -patienten. Auf den Weg gebracht werden soll das erste Alterstraumazentrum im Landkreis Nordsachsen. Was verbirgt sich hinter dem Begriff und wie können Patienten davon profitieren?

Bessere Behandlung älterer Unfallpatienten

Dr. Jan-Sven Jarvers, Chefarzt der Orthopädie und Unfallchirurgie Torgau, und Jens Schumacher, Chefarzt für Geriatrie und Alterstraumatologie in Bad Düben, bringen es auf den Punkt: Man packe das Beste aus beiden Häusern einfach zusammen. In der Praxis bedeutet dies, dass die operative und unfallchirurgische Versorgung zumeist in Torgau stattfindet, die akutgeriatrische Mit- und Weiterbehandlung am Standort Bad Düben.

Ziel ist es, dass ältere Menschen nach Operationen möglichst schnell wieder das Bett verlassen können, um auf den eigenen Beinen stehen zu können. Nur so lassen sich nach Angabe von Dr. Jarvers altersbezogene Komplikationen nach Operationen wie beispielsweise Lungenentzündungen oder Harnwegsinfektionen vermeiden.

Komplikationen vermeiden mit abgestimmter Nachsorge

„Durch die auf die jeweiligen Bedürfnisse abgestimmte Nachbehandlung erhalten Patienten auf dem Weg der Genesung eine deutlich bessere Unterstützung“, betont Jarvers. Dies gelte erst recht für Männer und Frauen, die ohnehin schon an Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder auch Demenz litten.

Synergieeffekte in der Patientenversorgung

Um im Bild zu bleiben: Im kommenden Jahr wollen Kreiskrankenhaus und Mediclin das Vorhaben Alterstraumazentrum auf die Beine gestellt haben. Doch schon jetzt sei die Zusammenarbeit beider Häuser auf einem hohen Niveau, bestätigt Jens Schumacher. Als Beispiel führt er den Umstand an, dass im vergangenen Jahr in Torgau 120 Hüftgelenkbrüche bei älteren Personen behandelt worden sind. Ein Großteil jener Patienten sei danach in Bad Düben zur Weiterbehandlung aufgenommen worden.

Schumacher kümmert sich jetzt schon zweimal pro Woche in Torgau bei gemeinsamen Visiten mit seinen Kollegen um ältere Patienten. „Es ist wichtig, dass wir die Akut- sowie die Weiterbehandlung und Rehamaßnahmen nicht getrennt voneinander betrachten“, sagt der Experte. Würde dazwischen zu viel Zeit vergehen, schade dies der Genesung des Patienten. Eine Wartezeit von vier bis sechs Wochen auf eine Reha-Behandlung sei kontraproduktiv.

Studien zeigen nach Angabe Schumachers, dass durch eine solche enge Verzahnung medizinischer Maßnahmen die Sterblichkeit von Patienten innerhalb der ersten 90 Tage nach einer Operation um etwa 25 Prozent gesenkt werden kann. „Der Grund ist einfach die bessere Abstimmung aller Beteiligter“, sagt Schumacher.

Stärkung der regionalen Gesundheitsversorgung

Grundlage dafür sind abgestimmte Abläufe mit gemeinsamen Visiten, Fallkonferenzen und klaren Standards, festgehalten in einem zentralen Qualitätsmanagement. Die wöchentlichen interdisziplinären Visiten in Torgau werden in Abstimmung mit Bad Düben organisiert. Daran beteiligt sind unter anderem Experten aus den Bereichen Pflege, Physiotherapie und Case Management. Case Manager haben die Aufgabe, die komplette individuelle Versorgung der Patienten optimal zu koordinieren. Die Kooperation orientiert sich dabei an den Kriterien der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie.

„Mit dem Alterstraumazentrum Nordsachsen schaffen wir für ältere Menschen nach Sturz oder Unfall nahtlose Behandlungspfade. Angefangen bei der Operation bis hin zur geriatrischen Frührehabilitation. Die enge Zusammenarbeit verkürzt Wege, erhöht den Behandlungserfolg und stärkt die Patientenversorgung in der Region“, erklärt Torgaus Chefarzt Lars Maiwald. Stephan Mohr, kaufmännischer Direktor des Waldkrankenhauses Bad Düben, fügt an, dass alle Teams Hand in Hand arbeiten. „Gemeinsam sorgen wir für Mobilität, Selbstständigkeit und Lebensqualität. Interdisziplinär, interprofessionell und vor allem patientenzentriert.“ Während in Nordsachsen das erste Alterstraumazentrum am Wachsen ist, gibt es deutschlandweit bereits 150 Einrichtungen, die nach jenem Kriterienkatalog arbeiten.



Quellenangabe: LVZ Delitzsch - Eilenburg vom 23.10.2025, Seite 14