Seit vielen Jahren grassiert ein deutlicher Ärztemangel im Raum Torgau. Verschiedenste Aktivitäten wurden bereits beispielsweise durch das Torgau-er Ärztenetz initiiert, um diesem Trend entgegenzuwirken. Die medizinische Versorgung im ländlichen Raum bildet einen Schwerpunkt.
Mit dem Projekt „MiLaMed“ (Mitteldeutsches Konzept zur longitudinalen Integration Landärztlicher Ausbildungsinhalte und Erfahrungen in das Medizinstudium) versucht die Universität Leipzig gegenzusteuern. Unter dem Motto „Lernen, wo andere Urlaub machen“ werden den künftigen Medizinern attraktive Angebote für Praktika sowie Aus- und Weiterbildung in umliegenden Landkreisen offeriert. Damit sie erfahren, was sie in den Kleinstädten und Gemeinden erwartet, werden Schnuppertouren organisiert. Erstmals dabei war auf Anregung von Chefarzt Lars Maiwald im Spätsommer auch Torgau.
Das Besuchsprogramm erwies sich als sehr vielschichtig.
Gestartet wurde im Kreiskrankenhaus, ein Rundgang durch die Altstadt sowie ein Besuch der Hausarztpraxis Zirm in Nordwest schlossen sich an. „Wir zeigen, dass Torgau als Standort viele Vorteile bietet“, so der Geschäftsführer des Kreiskrankenhauses Johann Kentmann, Jens Laser. Dazu zählten kurze Wege, ein attraktives Umfeld, überschaubare Strukturen sowie schnelle und unkomplizierte Hilfe bei der Wohnungssuche. Zudem gebe es für die Studenten in kleineren Kliniken eine gute Chance, in kurzer Zeit in die praktische Arbeit am und mit den Patienten einbezogen zu werden. Nicht zu unterschätzen: auch bei den Fahrtkosten gibt es Hilfen für Studierende oder junge Ärzte, die es aufs Land zieht.
Rede und Antwort standen den zehn Studenten unter anderen Kay Klinge, Facharzt für Allgemeinmedizin und Ärztlicher Leiter des MiLaMed-Projekts, sowie Martin Kandzia, Koordinator des Netzwerks „Ärzte für Sachsen“ von der Landesärztekammer in Dresden. Auch Oberbürgermeister Henrik Simon begleitete die jungen Leute während ihres Aufenthalts in Torgau und warb für seine Stadt. „Wir freuen uns, dass MiLaMed erstmals bei uns Station gemacht hat“, sagte er. Mit dem Netzwerk „Ärzte für Sachsen“ kooperiere man schon länger erfolgreich. „Unser Ziel ist es, die Zusammenarbeit mit MiLaMed auszubauen. Dazu wollen wir beispielsweise auf deren Homepage präsent sein.“, ergänzte Simon.
Tätigt das Projekt bereits erste Erfolge?
„Wir wissen nicht, wer von den Teilnehmern der Schnuppertouren später tatsächlich im ländlichen Region arbeitet“, so Martin Kandzia. Aber wichtig sei es, dass die jungen Leute Städte wie Torgau überhaupt auf dem Schirm haben. Und der Besuch schien Eindruck hinterlassen zu haben. Spontan bekundeten nämlich gleich zwei Studenten nach dem Besuch der Kentmann-Klinik ihr Interesse an einem Praktikum in der Einrichtung.